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30.07.2019
Berufsorientierung
3 Minuten Lesezeit

Von außen ist alles perfekt

von Jannike Stöhr – „Was willst du denn noch?“, fragte mich eine Freundin, als ich wieder einmal auf ihrer Couch saß und jammerte. Ich hatte eigentlich alles: Einen herausfordernden, gut bezahlten Job, eine tolle Wohnung, ein nigelnagelneues Auto und einen Pass, mit dem ich im Sommerurlaub die ganze Welt bereisen konnte.

 

Das Bilderbuch-Leben, das ich führte, wollte jedoch so gar nicht zu meiner Gefühlslage passen. Ich war unzufrieden, obwohl ich von außen betrachtet alles hatte. Ich probierte, meine Unzufriedenheit los zu werden: Konsum, Konsumverzicht, Medienverzicht, Pilgerreise auf dem Jakobsweg, Dankbarkeitstagebuch. Je mehr ich versuchte, desto unglücklicher wurde ich. Stimmte etwas nicht mit mir?

 

 

„Wer will ich sein?“ statt „Was will ich haben?“

Vielen Menschen, die sich bei mir melden, geht es ähnlich. Sie arbeiten – ob noch im Studium oder schon im Job –, haben einen guten Lebensstandard und gute Karriereaussichten. Uns geht es gut. Wir leben in einem Schlaraffenland, in dem wir uns nur noch fragen, was wir als nächstes haben wollen.

 

Viel zu selten fragen wir uns leider: Wer will ich sein? Läuft mein Leben in die richtige Richtung? Das war auch bei mir der Fall. Ich folgte dem Weg, der für mich vorgezeichnet war, ohne ihn zu hinterfragen. Bis es eine Krise in meinem Leben gab. Der Verlust eines mir nahe stehenden Menschen veränderte meinen Blick auf mein Leben und ließ mich endlich die wichtigen Fragen stellen.

 

 

Unser Wohlbefinden liegt zu großen Teilen in unserer Hand

Nicht nur das Äußere sollte darüber bestimmen, ob wir uns glücklich und zufrieden fühlen. Insbesondere unser Inneres ist ausschlaggebend für unser Wohlbefinden. Unsere Gefühlswelt ist ein wichtiger Ratgeber dafür, ob wir uns auf dem richtigen Weg befinden, ob wir wirklich zufrieden sind und, ob es uns wirklich gut geht. Die Menschen in unserem Umfeld können häufig nur die eine, die äußere Seite sehen. Sie fragen dann schnell: „Was willst du denn noch?“

 

Unser Wohlbefinden können wir viel mehr beeinflussen, als wir denken. Natürlich haben Krisen und Schicksalsschläge einen Einfluss darauf, wie es uns geht. Darüber hinaus können wir nicht nur gestalten, sondern tragen auch die Verantwortung für das, was in uns vorgeht. Leider nehmen viele Menschen ihre Gefühle kaum noch wahr. Denn sobald das erste Zeichen von Langeweile oder sonstigen unangenehmen Gefühlen im Anflug sind, läuft auch schon Netflix, Instagram oder Jodel. Die Abgrenzung von unseren Empfindungen führt bei vielen Menschen schnurstracks in die Unzufriedenheit. Wer es schafft, die Verantwortung für seine Emotionen zu übernehmen und sie zuzulassen, hat den ersten wichtigen Schritt in Richtung Ausgeglichenheit und Zufriedenheit bereits gemeistert.

 

 

Artikulieren, was uns beschäftigt

Ich habe mich lange gefragt, ob es nicht egoistisch ist, sich so viel mit den eigenen Empfindungen  zu beschäftigen und ihnen so viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Aber eigentlich ist es doch wie im Flugzeug, wo die Passagiere aufgefordert werden, erst sich selbst die Sauerstoffmasken aufzusetzen und dann den Kindern und Hilfsbedürftigen. Je besser es uns geht, desto besser können wir auch für andere da sein.

 

Wenn es dir auch so geht, dann versuche mal in Worte zu fassen, was dich traurig macht, was dich bedrückt, was dich ausbremst. Das ist wichtig, denn aus Worten können dann auch die Taten entstehen, die dafür notwendig sind, damit es dir wieder besser geht. Äußerlich und innerlich. Bis du irgendwann ein Leben führst, bei dem du sagen kannst: „Ich bin zufrieden, mir geht es gut.“

 

Vielleicht hat das Leben, in dem du glücklich bist, nicht mehr die klassischen Statussymbole. Vielleicht finden andere kaum äußere Anzeichen für dein glückliches Leben. Für dich wird sich vieles verändern. Du wirst nicht mehr das Bedürfnis haben, jammern zu müssen. Du bist zufrieden, mit dem was du hast. Und falls nicht, änderst du die Situation entsprechend und arbeitest daran, deine Ziele zu erreichen.