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07.08.2018
Wirtschaftsprüfer*in
3 Minuten Lesezeit

Im Team mit Data Scientisten

Wie einige andere auch, mit denen die Expedition über Digitalisierung gesprochen hat, gehört Alexander Weiß, Jahrgang 1981, zur Generation jüngerer Wirtschaftsprüfer, die bereits schon einige Verantwortung tragen.

 

#Wirtschaftsprüfer digital (3):

Wie digital arbeiten Wirtschaftsprüfer heute – und wie wird das in ein paar Jahren aussehen, wenn ihr auf Jobsuche geht? Für die Expedition Wirtschaft lassen sich einige Berufsangehörige auf ihren Schreibtisch bzw. auf ihren Laptop blicken. Da sie die Interna vieler großer und mittelständischer Unternehmen kennen, erfahrt ihr auch, wie weit dort die Digitalisierung schon fortschreitet.

 

Mein Name ist Alexander Weiß, ich bin bei EY, eine der „großen vier“ Wirtschaftsprüfungs-gesellschaften. Ich bin verantwortlich für ein Team, das für EY Deutschland, Österreich und der Schweiz innovative Solutions zur Digitalisierung der Abschlussprüfung und der Beratung entwickelt. Das rund 20-köpfige Team ist sehr international zusammengesetzt – die Kolleginnen und Kollegen kommen neben Deutschland und der Schweiz auch aus der Ukraine, Tschechien, Südafrika und Indien. Es sind sowohl BWLer dabei als auch Data Scientisten, die Informatik, Statistik oder Mathematik studiert haben. Unser Ziel ist es die Mitarbeiter in unserem Team so weiterzubilden, dass sie sowohl die Sprache der Wirtschaftsexperten als auch die der IT-Experten sprechen und beide Seiten kennen. A propos Sprache: Unsere Arbeitssprache ist Englisch, und wir arbeiten viel virtuell zusammen, da die Team-Mitglieder an unterschiedlichen Standorten beschäftigt sind. Um den Kontakt zum Tagesgeschäft zu behalten, betreue ich daneben auch Abschlussprüfungs-Mandate.

 

 

Ein Händchen für Menschen

Um ein Team zu motivieren, braucht man ein Händchen für Menschen. Da sind Introvertierte dabei und Extrovertierte, und es gibt auch kulturelle Unterschiede: In manchen Kulturen ist Feedback sehr erwünscht, in anderen kann es – falsch formuliert –  schnell als Kritik aufgefasst werden. Mir hat es geholfen, dass ich 1997 ein Jahr in den USA verbracht habe, um mich in andere Mentalitäten hineinversetzen zu können. Und im Lauf meiner Karriere wurde mir immer wieder die Gelegenheit geboten, an Teamführungs-Trainings teilzunehmen, was mir sehr weitergeholfen hat.

 

 

BWL meets IT

Ich habe BWL studiert, bin Diplomkaufmann und habe begleitend einen Master of Science gemacht. Das Thema IT hat mich schon immer interessiert. Ich habe mich „on the Job“, in internen und extern Schulungen als auch privat weitergebildet. Vieles von dem, was ich heute in meinem Beruf mache, habe ich nicht an der Uni gelernt. Manches davon hat auch einen Nutzen über den Job hinaus: So sind in unserem Beruf Projektmanager-Qualitäten gefragt. Diese helfen auch im Privatleben weiter – etwa beim Finden eines Kita-Platzes, oder beim Hausbau.

 

 

Der Schwarzwald-Test

Die interdisziplinäre und interkulturelle Zusammenarbeit im Team empfinde ich als bereichernd. Man lernt täglich voneinander. Dass die einzelnen Mitglieder zusammenpassen und sich ergänzen, darauf achte ich schon in Vorstellungsgesprächen. Hierbei höre ich auf mein Bauchgefühl und stelle mir einfach folgende Frage: Könnte ich mir vorstellen, mit dem Bewerber oder der Bewerberin ein Projekt bei einem Mandanten weit weg von Zuhause (z.B.   im Schwarzwald) durchzuführen und 3 Wochen am Stück zusammen in einem engen Büro zu sitzen und gelegentlich abends noch gemeinsam was zu Unternehmen?

 

 

Was die U30 erwartet

Für alle Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer wird es so sein, dass sie sich zukünftig nicht mehr nur auf ihre in Studium und Ausbildung erworbenen Kernkompetenzen stützen können. Sie werden während des gesamten Berufslebens immer dazulernen und neue Kompetenzen erwerben. Der Beruf entwickelt sich weiter und das Thema Digitalisierung wird immer wichtiger. Digitale Technologien beschleunigen und optimieren die Prüfung. Künstliche intelligente Roboter übernehmen Routinetätigkeiten und der „auditor of the future“ fokussiert sich auf anspruchsvolle Tätigkeiten. Gefragt sind daher auch vermehrt Kenntnisse in Mathematik und Statistik.

 

Die gute Nachricht für Berufseinsteiger ist, dass Routinetätigkeiten abnehmen werden. In früheren Zeiten oblag es bspw. den jüngeren Mitgliedern im Prüfungsteam vor Versand des Prüfungsberichts, alle Summen nochmals mit dem Taschenrechner nachzurechnen – dafür gibt es heute Programme, sodass diese ungeliebte Aufgabe weitgehend weggefallen ist.

 

Bei der Abschlussprüfung geht der Trend dahin, dass mehr in Echtzeit geprüft wird. So wird heute in manchen Unternehmen bereits parallel zu den Quartalsabschlüssen die Abschlussprüfung durchgeführt um „Überraschungen“ am Jahresende zu vermeiden.

 

 

So viele Perspektiven

Heute lässt sich mit unterschiedlichsten Studiengängen eine Karriereperspektive in der Wirtschaftsprüfung finden. Es muss nicht mehr unbedingt BWL sein. Wichtig ist, dass die Absolventen technik-affin sind und offen für Neues. Der Rest ist „learning on the Job“ – in einem Team unter den Fittichen erfahrener Kollegen– und „learning off the Job“ – mit Schulungen und Trainings, die auch web-based stattfinden. Im sog. Counselor-Modell bekommen Neuankömmlinge bei uns zudem einen erfahrenen Kollegen als Ansprechpartner zur Seite gestellt, der ihre Entwicklung im Blick behält, Feedback gibt und sie bei beruflichen Entscheidungen beraten kann.

 

Allgemein lässt sich bereits bei vielen Unternehmen eine Veränderung beobachten – Arbeitsplätze entstehen in neuen und anderen Bereichen. Beispielsweise wird in den Finance-Abteilungen von Unternehmen die Routinetätigkeit Aufbereitung von Daten verstärkt standarisiert und maschinell erledigt, der Schwerpunkt der menschlichen Arbeit liegt auf der anspruchsvolleren Datenanalyse und -interpretation. Ich bin zuversichtlich. Vieles hängt davon ab, offen für Veränderungen zu sein – und das ist keine Frage des Alters oder Fachrichtung.

 

Von Kanada nach Dänemark

Gartenarbeit ist mein Ausgleichsprogramm zum Job – und die Beschäftigung mit meinem Sohn. Auch reise ich gerne – wo es früher eher Tansania oder Kanada war, ist jetzt mit der Familie eher Dänemark das Ziel 😉.