Wirtschaftsprüfungs-Branche: Welche Institutionen du kennen solltest!
WPK, BAFA, APAS, BMWi, IDW … Vorhang auf für Institutionen, die dir helfen, Wirtschaftsprüfer zu werden oder als Wirtschaftsprüfer zu arbeiten. Und keine Sorge: anders als im Gebirge sind Abkürzungen in der Wirtschaftsprüfung nicht gefährlich, sondern hilfreich.
Wirtschaftsprüfer sind frei, …
Als Wirtschaftsprüfer übst du einen freien Beruf aus. Freie Berufe stehen Menschen mit besonderen beruflichen Qualifikationen oder schöpferischen Begabungen offen.
Freiberuflich arbeiten Ärzte, Architekten, Journalisten, Anwälte, Steuerberater und eben auch Wirtschaftsprüfer. Sie alle handeln eigenverantwortlich und unabhängig. Und sie übernehmen wichtige Aufgaben für das Wohl der gesamten Gesellschaft. Konkret: Wirtschaftsprüfer prüfen vor allem die Bilanzen von Unternehmen; diese Aufgabe ist (nur) ihnen vorbehalten. Würden die Bilanzen nicht geprüft, entstünde bei Aktionären, Arbeitnehmern, Kunden und Lieferanten der Unternehmen Unsicherheit darüber, ob die Bilanzen auch tatsächlich ordnungsgemäß sind. Wirtschaftsprüfer schaffen also Vertrauen. Sogenannte Assurance-Dienstleistungen gehören zu ihrem Kerngeschäft.
… unterliegen aber einer Berufsaufsicht
Bei aller Freiheit bewegen sich Wirtschaftsprüfer in einem besonders stark regulierten Umfeld. Sie müssen eine Vielzahl von Gesetzen und anderen Regeln beachten. Und weil ihre Tätigkeit für die Öffentlichkeit so wichtig ist, unterliegen sie einer strengen Aufsicht. Das schützt die Allgemeinheit ebenso wie die Gesamtheit aller Wirtschaftsprüfer. Auch deshalb darf ein Wirtschaftsprüfer nur dann tätig werden, wenn er dazu öffentlich bestellt worden ist. Damit sind wir schon bei der ersten Institution, die du kennen solltest, wenn du Wirtschaftsprüfer werden möchtest, nämlich bei der Wirtschaftsprüferkammer, kurz WPK.
An dieser Stelle eine kleine Anmerkung: Mit dem generischen Maskulinum sollen Angehörige aller (Geschlechter-)Identitäten inklusiv angesprochen werden. (Auch) die WPK wird also nicht „gegendert“.
Die WPK bestellt als öffentlich-rechtliche Institution jeden Wirtschaftsprüfer, wenn er bei ihr zuvor das Berufsexamen abgelegt hat. Jeder Wirtschaftsprüfer ist und bleibt dann automatisch Mitglied der WPK. Ebenfalls bei der WPK angesiedelt ist die sogenannte Berufsaufsicht, also die Aufsicht über den Berufsstand der Wirtschaftsprüfer und dessen Mitglieder.
Die WPK teilt sich diese Aufsicht mit einer Behörde, und zwar der beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) angesiedelten Abschlussprüferaufsichtsstelle (APAS). Du siehst: Bei der APAS ist die Rede vom Abschlussprüfer; so wird der Wirtschaftsprüfer genannt, wenn er Bilanzen – oder im Fachjargon: Jahres- und Konzernabschlüsse – prüft. In allen anderen Fällen – wenn er zum Beispiel ein Unternehmen beim Kauf eines anderen Unternehmens berät oder vor Gericht als Sachverständiger auftritt – handelt er als Wirtschaftsprüfer. Zurück zur Berufsaufsicht: WPK und APAS können gegen Wirtschaftsprüfer Sanktionen verhängen, wenn er berufsrechtliche Vorgaben verletzt.
Ihrerseits unterliegen WPK und APAS der Rechtsaufsicht durch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi).
Standards für die Berufsausübung: einmal national …
Hierzulande gibt es eine weitere Institution, die du kennen solltest: das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V. (IDW). Seit 1932 heißt es so. Es ist die größte Vereinigung der deutschen Wirtschaftsprüfer und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Die Mitgliedschaft im IDW ist freiwillig. Rund vier von fünf Wirtschaftsprüfern nutzen sie. Neben dem IDW gibt es weitere kleinere Interessenverbände. Was macht das IDW? Es kümmert sich vor allem um die Fortbildung von examinierten Wirtschaftsprüfern und um die Ausbildung von Menschen, die erst noch Wirtschaftsprüfer werden wollen. So hat das IDW die Nachwuchsinitiative Expedition Wirtschaft gegründet, um gezielt junge Menschen wie dich über den Beruf des Wirtschaftsprüfers zu informieren. Die InsightDays, die über die Expedition Wirtschaft angebotenen Tagespraktika, sind dabei für Dich erste Türöffner, um unkompliziert erste eigene Erfahrungen in der abwechslungsreichen Welt der Wirtschaftsprüfung zu sammeln.
Außerdem sorgt das IDW für einheitliche Regelungen, nach denen Wirtschaftsprüfer ihren Beruf unabhängig, eigenverantwortlich und gewissenhaft ausüben. Diese Regelungen entstehen durch aktive Mitarbeit einzelner Wirtschaftsprüfer in vielen Gremien des IDW. Darauf kommen wir gleich zurück. Last but not least ist das IDW ein Verband, der für die Interessen seiner Mitglieder eintritt. Auch sorgt es für die öffentliche Anerkennung von Wirtschaftsprüfern, ohne die ihre Vertrauensdienstleistungen wertlos wären.
… und einmal international
Die Regelungen für die konkrete Berufsausübung ergeben sich im Detail nicht aus dem Gesetz. Sie müssen von Praktikern für ihre Berufskollegen erarbeitet werden. Dabei agieren das IDW und seine Gremien nicht allein. Denn Digitalisierung und Globalisierung erfordern, dass immer mehr Unternehmen und auch immer mehr Wirtschaftsprüfer nach einheitlichen Standards bilanzieren und prüfen wollen, vielfach sogar müssen. Was die Prüfung angeht, sollte Dir die International Federation of Accountants (IFAC) zum Begriff werden. Sogenannte Accountants sind aber nicht nur Wirtschaftsprüfer, sondern beispielsweise auch die Finanzchefs der Unternehmen. Die IFAC ist thematisch also breiter aufgestellt als das IDW. Sie agiert weltweit und ist unter anderem dafür zuständig, harmonisierte, also weltweit einheitliche Regelungen für die Berufsausübung von Wirtschaftsprüfern zu schaffen.
Dafür sorgt ein eigenes Gremium, nämlich der International Auditing and Assurance Standards Board (IAASB). Beide sitzen in New York. Das IDW ist dort Mitglied: Grundlage seiner Arbeit und damit dann auch für die Regelungen, nach denen Du Deinen Beruf ausüben kannst, sind also nicht zuletzt die Standards des IAASB.
Denk‘ ich an Europa
Eine letzte Institution, die du kennen solltest, ist Accountancy Europe (AE) in Brüssel. Als Wirtschaftsprüfer kannst du dort zwar nicht selbst Mitglied werden, dich aber über WPK und IDW vertreten lassen. Zu AE gehören mehr 50 Berufsorganisationen aus 35 europäischen Ländern. AE vertritt die Interessen der europäischen Wirtschaftsprüfer vor allem gegenüber den Institutionen der Europäischen Union (EU).
InsightDay
Es gibt noch viele weitere Institutionen, die für Wirtschaftsprüfer interessant sind. Hast du Lust, sie bei einem InsightDay näher kennenzulernen? Dann mach doch ein Tagespraktikum in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in deiner Nähe. Es ist ganz einfach: Melde dich gleich bei der Expedition Wirtschaft für einen InsightDay an.