Das Metaverse – eine neue Welt?
Ist das Metaverse wirklich das nächste große Ding nach über 30 Jahren Internet? Was von einem Hype zu halten ist, der uns in ein 3D-Universum transportiert und in eine neue Welt, die das Eintauchen in eine virtuelle Umgebung und damit einhergehend neue Erfahrungen verspricht.
„Das“ Metaverse?
Der Bundesverband für Digitale Wirtschaft definiert das Metaverse als „die ultimative Version …[eines] dezentralisierten, funktionalen, beständigen und immersivem digitalen Ökosystem[s] mit unbegrenzter Nutzerkapazität“. Konkreter müsste man sagen, es ist eine Vision einer gemeinsamen Online-Welt und einer nächsten Entwicklungsstufe des Internets, in der eine virtuelle Welt, eine erweiterte Realität (Augmented Reality) und die echte Welt zu einem gemeinsamen digitalen Raum verschmelzen. Der digitale Zwilling, ein Avatar, interagiert dort mit anderen Avataren, Objekten oder Institutionen. Diese arbeiten, kommunizieren und leben im Metaverse. Die zugrundeliegende Blockchain-Technologie gibt jedem Objekt eindeutige, identifizierbare Eigenschaften, die auch das rechtliche Eigentum belegen können.
Bisher gibt es nicht „das“ Metaverse, so wie es das Internet gibt. Insofern führt „Metaverse“ als Bezeichnung für unterschiedliche Technologien in die Irre, weil Plattformen wie Decentraland, The Sandbox oder Meta Horizon Workrooms eigene Zugänge haben. Sie verfolgen unterschiedliche Angebote und Ziele, z.B. virtuelles Land verkaufen oder gemeinsames Arbeiten neu definieren. Bei den Games präsentieren sich Roblox und Sony Gaming-Plattform. Die großen Tech-Konzerne wie Apple, Microsoft und Meta investieren in ihre Metaverse-Plattformen, unklar ist aber, wie vernetzt diese Plattformen arbeiten können und wollen. Sinnvoll wäre das, schließlich möchten Nutzer*innen nicht für jede Anwendung einen eigenen Avatar kreieren, sondern plattformübergreifend agieren. Wie der digitale Zwilling geschützt werden kann, muss sich erst zeigen. Eine richtige Infrastruktur für das Metaverse fehlt, und es ist nicht abzuschätzen, was geschieht, wenn eine Plattform verschwindet.
Unternehmen im Metaverse
Wer Artikel über das Metaverse liest, macht zumeist die Erfahrung, das alles nach einem riesengroßen Versprechen in der Welt des Vergnügens und des E-Commerce aussieht: Es werden virtuelle Reiseerlebnisse angepriesen, Shopping, Showrooms, Games, Meetings, Partys, Konzerte, neue soziale Netzwerke gelobt – aber wie kommen die Unternehmen und die Wirtschaftsprüfer ins Spiel? Das scheint auf den ersten Blick ein großer Schritt zu sein.
Wirtschaftsprüfer*innen beraten ihre Mandanten beim Weg ins Metaverse, das kann die strategische Aufstellung des Kunden betreffen, die Unterstützung bei steuerlichen und rechtlichen Fragen oder den Datenschutz. Auch Fragen der Compliance werden sicherlich eine Rolle spielen, ebenso die Nachhaltigkeit.
Auch die Arbeit selbst könnte sich ins Metaverse verlagern: Man arbeitet dort gemeinsam an Projekten, kommuniziert mit den Mandanten in virtuellen Meetings und führt Schulungen durch. Ohne physisch an andere Orte begeben zu müssen, könnten Beratungen schneller und effizienter gestaltet werden.
Wie sich das Metaverse auf die Kernaufgabe der Wirtschaftsprüfer*innen – die Abschlussprüfung – auswirkt, lässt sich noch gar nicht abschätzen. Aber: Wenn Mandanten im Metaverse tätig sind, muss auch der Berufsstand der Wirtschaftsprüfer dort vertreten sein.
Corporate Metaverse
Einen aktuellen Trend stellt das Corporate Metaverse dar. Darunter versteht man ein unternehmensinternes Metaverse, in dem 3D- Räume und -Umgebungen genutzt werden, um z.B. Produktentwicklungen erlebbar zu machen, Wohnungen zu besichtigen oder Mitarbeitende und Kunden bei Serviceleistungen zusammenzubringen, um so einfacher Probleme zu lösen. Kolleg*innen arbeiten in sog. Collaboration Spaces zusammen, und durch die räumlich gefühlte Nähe könnten soziale Interaktionen verstärkt werden, ebenso bei der Weiterbildung der Mitarbeiter*innen in Trainings Centern.
Was braucht man fürs Metaverse?
Ins Metaverse kann jeder, der über die technischen Voraussetzungen verfügt. Du benötigst Hardware wie Hochleistungsrechner, je nach Anbieter eine VR-Brille oder Smart Glasses, manche Plattformen sind mittlerweile auch ohne solche Wearables zugänglich, und zum Bezahlen eines Objektes, wie z.B. eines NFT (Non Fungible Token), muss man über die jeweils akzeptieren Kryptowährungen verfügen. Die Nutzung ist zurzeit sehr energieintensiv, weil die zugrundeliegende Blockchain-Technologie viel Strom verbraucht. Wie es im Einzelnen funktioniert, ist plattformabhängig.
Kann es Probleme geben?
Ja, es werden ähnliche Schwierigkeiten sein, wie sie uns im Internet begegnen. Rechtsprobleme, Cybersicherheit, Regulierung, Gefahren beim Abgreifen von Daten, hier kann man von einem Schlagwort zum nächsten gehen. Der Ruf nach Normen und Standards wird kommen, somit sind Gesetzgeber und Standardsetter gefragt. Das Finanzamt wird sich melden und für Grundstücke und geschäftliche Transkationen Steuern verlangen. Und die Anonymität? Auch als Avatar verrät jeder seine Daten. Und so wie heute Menschen ein Suchtverhalten beim Internetsurfen entwickeln, kann auch das Leben in einer Parallelwelt für manche eine unwiderstehliche Sogwirkung haben.
Und wann ist es in der Praxis soweit?
Noch ist das Metaverse eine Vision, die Vorstellung von einer Online-Welt, von der einige Puzzlestücke herumliegen und auf weitere warten. Zurzeit ist das Gesamtbild unbekannt und keiner kann vorhersagen, wie die Entwicklung weitergeht, aber das war vor 30 Jahren bei der Entstehung des Internets nicht anders. Bringt man Virtual Reality und Augmented Reality mit der echten Welt zusammen, wird etwas Hybrides entstehen, das uns als Mensch verändern kann. Wird der Avatar ein Teil der eigenen Person oder der Persönlichkeit werden? Oder tritt ein Gewöhnungseffekt ein? Trotz vieler offener Fragen steht eins fest: Das Metaverse werden wir alle mitgestalten.
InsightDay
Die von Wirtschaftsprüfer*innen angebotenen Leistungen im Metaverse werden sich – wie das Metaverse selbst – stetig weiterentwickeln. Hast du Lust, weitere Details rund um die Wirtschaftsprüfung zu erfahren? Dann mach doch ein Tagespraktikum in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in deiner Nähe. Es ist ganz einfach: Melde Dich gleich bei der Expedition Wirtschaft für einen InsightDay an.